20 Jahre Autobahnkapelle

Nachricht Geeste, 20. November 2020

Jubiläum ohne Feierlichkeiten

Mussten den diesjährigen Aktionstag absagen (von links): Pfarrer Thorsten Jacobs (Ev.-luth. Kirchengemeinden Dalum und Twist), Vorstandsvorsitzender Hans-Josef Leinweber und Pfarrer Jürgen Altmeppen (Kath. Pfarreiengemeinschaft Geeste). Foto: Mathis Block-Jacobs
Bereits bei der Planung der Autobahn A 31 im Jahr 1978 enstand der Wunsch nach einer Autobahnkapelle. Mitglieder des Geester Heimatvereins und des Gemeinderats äußerten die Idee, Autofahrern einen Ort der inneren Einkehr zur Verfügung zu stellen. Das Niedersächsische Landesamt für Straßenbau hatte keine Bedenken, und auch von Seiten der Kirchen wurde seinerzeit die Idee sehr begrüßt. Mit der Gründung eines "Fördervereins zum Bau der Autobahnkapelle" 1997 war ein entscheidender Schritt zur Verwirklichung getan.
Seine Aufgabe war die Planung, Förderung, Finanzierung und Unterhaltung der Kapelle. Es sollte ein ökumenisches Gotteshaus entstehen.
Drei Jahre später konnte der Vorsitzende des Vereins, Heiner Schwering, zur kirchlichen Einweihung der ökumenischen Autobahnkapelle einladen.
"Nicht eine Autobahnkapelle, sondern eine Kapelle auf dem Rastplatz der Autobahn" hatte der Geester Architekt Josef Wulf im Sinn, als er mit der Planung der Kapelle beauftragt wurde. Autofahrer sollten hier einen Ort finden, "der nicht fordert, sondern gibt. Ein Gebäude, das nicht anregt, sondern entspannt. Ein Raum, den der Reisende sucht, wenn er die Hektik der Autobahn verläßt. Ein Haus des inneren Friedens". Die liebevolle Bepflanzung und Pflege von Kapelle und Umfeld durch den Heimatverein Geeste e.V in Kooperation mit dem Förderverein verstärkt den Eindruck der Ruhe und Geborgenheit. Das Gebäude ist einem emslandtypischen Backhaus nachempfunden. Der Baustil nimmt somit Bezug sowohl auf die emsländische Region als auch auf den Namen der Kapelle: "Jesus, Brot des Lebens".
Die künstlerische Ausgestaltung des Innenraums, den man durch eine Flügeltür aus Mooreiche betritt, oblag dem Bramscher Designer und Bildhauer Dominikus Witte. Die ästhetischen Akzente, die er mit den farbigen Fenstern, mit Kreuz und Altar gesetzt hat, treten bewußt in Kontrast zu der traditionellen Gestaltungsweise des Klinkerbaus. Neben biblischen Motiven nimmt Witte ausdrücklich auch Bezug auf den Ort und seine Geschichte. So erinnert etwa das große Fenster der Nordtür an die ehemaligen Konzentrations- und Gefangenenlager der Region. Der Altar aus dunkel gefärbtem Beton symbolisiert Torf, und die kreisrunde Mensa aus Sandstein ist einem Mühlenstein ähnlich und deutet sowohl auf das Thema "Brot", als auch auf den "runden Tisch" als Zeichen der Ökumene. Das modernistisch gefertigte Wandkreuz nimmt die geometrische Formen des Altars auf. Der Kreis erscheint als ein offenes leeres Feld, in das aus Terrakotta geformte Figuren erscheinen, die für den Ausspruch stehen: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich unter ihnen".
Am 12. November 2000 wurde die Kapelle mit einem ökumenischen Gottesdienst am Rastplatz "Heseper Moor" eingeweiht. Jedes Jahr findet ein ökumenischer Gottesdienst anlässlich des bundesweiten Aktionstages deutscher Autobahnkapellen statt. In diesem Jahr fiel er Corona bedingt aus, und auch Feierlichkeiten zum 20.Weihetag der Kapelle mit etwa 60 Steh- und Sitzplätzen und rund 60.000 Besuchern jährlich finden nicht statt. Die beiden die ökumenische Kapelle betreuenden Pfarrer Thorsten Jacobs und Jürgen Altmeppen haben ein kurzes "Geburtstagsvideo" erstellt mit einigen Gedanken und musikalischen Grüßen, das auf den sozialen Medien der beiden Gemeinden zu finden ist. Fördervereinsvorsitzender Hans-Josef Leinweber hofft zusammen mit den beiden Geistlichen, dass entsprechende Feierlichkeiten zu gegebener Zeit wieder möglich sein können und nachgeholt würden: "Dann aber nicht nur mit zwei oder drei Personen, wie im Altarkreuz angedeuet, sondern dann hoffentlich wieder wie bei den Aktionstagen mit bis zu 250 Besuchenden und einer fröhlichen und ungezwungenen Feier", so Leinweber mit einem Augenzwinkern.

P. Thorsten Jacobs