Kirchenkreis

Turmspitze
Turmspitze der Nazarethkirche (Hirndorf)

Unser Kirchenkreis ist der flächenmäßig größte Kirchenkreis der evangelisch - lutherischen Landeskirche Hannovers und erstreckt sich im Norden bis hinter Papenburg im Landkreis Emsland und endet im Süden an der Grenze zu Nordrhein- Westfalen im Landkreis Grafschaft Bentheim. Daher hat er auch seinen Namen Kirchenkreis Emsland-Bentheim. Im Westen endet der Kirchenkreis an der Landesgrenze zu den Niederlanden und im Osten hinter einer gedachten Linie von Werlte über Herzlake nach Spelle. Die Gewichtung der evangelischen Konfessionen im Kirchenkreis ist ungleich verteilt. Während im Emsland die katholischen Christen zum Teil ca. 90% in den Ortschaften ausmachen, stellen in der Grafschaft gemeinsam mit den reformierten Christen die lutherischen häufig die Mehrheit.

Da es niedersachsenweit aber nur 18 % katholische Christen im Gegensatz zu 55% evangelischen Christen gibt, stellt das Emsland eine einmalige Besonderheit im Norden Deutschlands da. Daher ein kurzer Exkurs in die Konfessions- und Reformationsgeschichte unseres Kirchenkreises.

Die beiden heutigen Landkreise im Westen bzw. Südwesten Niedersachsens sind aus ehemals drei Territorien entstanden. Der südwestlichste Kreis des Landes trägt noch den alten Namen: Grafschaft Bentheim. Namengebend für die Grafschaft ist die Burganlage auf den letzten Ausläufern des Teutoburger Waldes. Die Grafschaft wurde seit der Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Holland regiert, nach deren Aussterben im 15. Jahrhundert von einem niederrheinischen Geschlecht. Kirchenrechtlich war sie zwischen den Bistümern Münster und Utrecht geteilt. Die Grafen setzten die Reformation durch, doch konnten sich vor allem im Bereich der Klöster Frenswegen und Wietmarschen katholische Gemeinden erhalten. Durch den späteren Wechsel der Grafen zum reformierten Glauben waren schließlich alle drei Konfessionen in der Grafschaft vertreten.

Der Landkreis Emsland ist aus der Grafschaft Lingen und dem Amt Meppen des Niederstifts Münster hervorgegangen. Die Entstehung dieser Herrschaftsbereiche wurde von Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Tecklenburg und den Bischöfen von Münster geprägt; letztere setzten sich, von Osnabrück unterstützt, im Jahre 1400 endgültig durch. Den Tecklenburgern blieb nördlich des Teutoburger Waldes nur noch die kleine Grafschaft Lingen, die in der Frühen Neuzeit eine wechselvolle Geschichte aufweist. Nach dem Reformationsversuch des Grafen Konrad von Tecklenburg wurde sie von Kaiser Karl V. 1548 eingezogen und schließlich dem spanischen Besitz der Habsburger in den Niederlanden zugeschlagen. Die umstrittene Schenkung der Grafschaft an die calvinistischen Oranier führte im niederländischen Unabhängigkeitskrieg zu Auseinandersetzungen auch um die namengebende, zur Festung ausgebaute Stadt. Lingen blieb oranisch, die Bevölkerung jedoch in ihrer großen Mehrheit standhaft katholisch.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbten die Kurfürsten von Brandenburg die Grafschaft, in der die konfessionellen Konflikte bis zum Ende des Alten Reiches andauerten. Im Amt Meppen wurde nach der Einführung der Reformation im Bistum Osnabrück (1543) ab 1612 die Rekatholisierung von Münster aus durchgesetzt, das 1667 auch die Diözesanrechte von Osnabrück erwarb. Dazu gehörten eine Reihe von Schulgründungen, um über die katholische Erziehung des Nachwuchses wieder ein katholisches Bewußtsein zu entwickeln. Das Amt Meppen wurde von den Münsteraner Bischöfen aber eher wie ein Nebenland regiert, das allerdings im 18. Jahrhundert mit Schloss Clemenswerth ein architektonisches Kleinod erhielt.

Auf dem Wiener Kongress 1815 wurden alle drei Territorien dem protestantischen Königreich Hannover einverleibt und dem Regierungsbezirk Osnabrück zugeordnet. In der Grafschaft Bentheim, die bereits im 18. Jahrhundert an Hannover verpfändet worden war, hielt sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Standesherrschaft der Bentheimer Fürsten. Gleiches galt für das Amt Meppen, das 1803 an die Herzöge von Arenberg gekommen war. Die Arenberger konnten ihre standesherrlichen Rechte bis nach der preußischen Annexion des Königreiches Hannover 1866 verteidigen. Die naturräumlichen Gegebenheiten (große Moor- und Heideflächen) beeinträchtigten die wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes trotz Erschließungsbemühungen des preußischen Staates bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Bentheimischen entwickelte sich wie im Westmünsterland und in den benachbarten Niederlanden eine bedeutende, heute noch in Resten existierende Textilindustrie. Durch den 1950 beschlossenen Emslandplan kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer raschen Erschließung des Gesamtgebietes. Dazu trugen auch die nach 1945 hier angesiedelten Flüchtlinge und Vertriebenen bei, die mehrheitlich evangelisch-lutherischen Bekenntnisses waren und hier eine neue Lebens- und Glaubensheimat schufen. Über besondere Kirchenbaupläne der Landeskirche entstanden in den Fünfziger Jahren eine Vielzahl lutherischer Kirchen für die neue Bevölkerung. Über ein gut ausgebautes Straßennetz sind inzwischen die Kirchen im Kirchenkreis mit dem Auto schnell und leicht erreichbar. Ein exzellentes Rad- und Wasserwegenetz lassen das Herz desjenigen Besuchers höher schlagen, der den Kirchenkreis nicht mit dem Auto erkunden möchte. Auch gut beschilderte Wanderwege führen zu den Kirchen und kirchlichen Angeboten der 27 Kirchengemeinden und der evangelischen Werke und Verbände.

Insgesamt 62.500 Christen ev.-luth. Bekenntnisses finden sich hier in den Weiten des Emslandes und der Grafschaft Bentheim. Sie leben ein ökumenisches Miteinander mit katholischen und reformierten Christen. Wir laden Sie nun ein, auf einen virtuellen Spaziergang. Erkunden Sie die Gemeinden oder suchen Sie konkret nach Angeboten oder Berichten.

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Zeit !

Pastor Ulrich Hirndorf, Pastor für Öffentlichkeitsarbeit