Fundraising

Kirchliches Fundraising

Ein Fundraising Praxisbeispiel

Die ev.-luth. Kirchengmeinde Dreiglocken hat ca. 2.100 Gemeindeglieder. Schon seit rund 50 Jahren betreibt die Gemeinde eine eigene Kita, die „Evangelische Kindertagesstätte Arche“. Etwa 150 Kinder vom Krippen- bis zum Hortalter werden betreut.

Neugestaltung des Außengeländes

Die Außenfläche der Kita vergrößerte sich und erforderte eine neue Gestaltung. Bei der Umsetzung konnten durch ehrenamtliches Engagement von Studenten der Landschaftsplanung und -gestaltung sowie Eltern und Großeltern von Kitakindern erhebliche Kosten eingespart werden.

Konkrete Fundraising Maßnahmen

Zu Beginn der Planung sprach die Gemeinde-Pastorin einen Professor für Landschaftsplanung und -gestaltung an, ob dieser Vorschläge zur Neugestaltung machen könnte. Der Fachmann hatte die Idee, zwei Studenten mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Studenten reisten an, nahmen den Bestand auf und unterhielten sich mit den Erzieherinnen.

Zuvor hatte die Gemeinde bei einem Fortbildungstag Ideen für eine Neugestaltung gesammelt. 

Nach einem halben Jahr lagen zwei Planungsideen mit allen erforderlichen Angaben vor. Ein Vater eines Kindergartenkindes war Landschaftsplaner und untersuchte die Pläne in Bezug auf Machbarkeit und Kosten. Im Anschluss konnte die Gemeinde einen Antrag beim Verband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder stellen, um einen Zuschuss für geplante Spielgeräte zu erhalten.

Tatkräftige Mithilfe durch die Eltern

2x im Jahr finden in der Kita ehrenamtliche Arbeitseinsätze der Eltern statt. Diese nutzte der Kitavater für die Neugestaltung des Gartens. Er sortierte alle Aufgaben danach, welche in Eigenleistung erbracht werden könnten und welche unbedingt durch Firmen ausgeführt werden müssten. Er stellte den Bauantrag und übernahm die Bauaufsicht – alles ehrenamtlich.

Im Vorfeld des Arbeitseinsatzes wurde im Kindergarten eine Liste mit allen Aufgaben ausgehängt. Inklusive der Tätigkeiten, die Firmen erledigen mussten. So meldete sich ein Installateur von Wasserleitungen, um eine Leitung für einen Wasserspielplatz zu legen.

Ein anderer Vater mit einem Gartenbetrieb brachte Beerensträucher, die von den Eltern eingepflanzt wurden. Etwa 30 Eltern bereiteten den Garten vor.

Es wurden Klettergerüste ausgegraben, Erde bewegt und Bäume umgepflanzt. Eine Firma schob einen Erdhügel an, pflasterte Rollerwege und stellte Spielgeräte auf. Im Anschluss erfolgte der nächste ehrenamtliche Elterneinsatz: Rasen mähen, Wasserspielplatz bauen, Tunnel begrünen, Büsche beschneiden und Spiele aufs Pflaster malen.

Ende nach zwei Jahren

Nach zwei Jahren war das Außengelände des Kindergartens fast völlig umgestaltet. Außer dem Zuschuss für die Spielgeräte erhielt die Gemeinde einen kleinen finanziellen Beitrag vom Förderverein der Kita Arche, der die Wasserpumpe finanzierte.

Insgesamt entstanden für die komplette Gartengestaltung nur Sachkosten für Spielgeräte, Materialien und Firmenleistungen in Höhe von ca. 80.000 Euro. Dagegen fielen keine teuren Planungskosten an. Und auch der Aufwand von Firmen konnte durch ehrenamtlichen Einsatz verringert werden.

Dank an alle Beteiligten

Zur Würdigung des ehrenamtlichen Engagements sprach die Gemeinde den Studenten, dem Landschaftsplaner und Kitavater und allen anderen Mitwirkenden in aller Öffentlichkeit ihren Dank aus. Den Vater schlug die Gemeinde zudem für den Bürgerpreis der Stadt vor.

Als Resümee aus der erfolgreichen Neugestaltung des Kitagartens ist sich die Gemeinde sicher: Nur wenn Projekte nachhaltig konzipiert sind, werden Ehrenamtliche nicht entmutigt und staunen auch noch nach Jahren über ihre Werke.

Wie wichtig die Pflege des Ehrenamtes ist, zeigte sich im heißen Sommer 2019. Durch die Trockenheit wäre die Arbeit für den Kitagarten zu einem großen Teil vernichtet worden. Wäre nicht der Hausmeister der Kirchengemeinde gewesen. Der Hausmeister wässert und pflegt während der Schließzeit aber auch unentgeltlich an den Wochenenden und in Urlaubszeiten alle Gärten und sorgt so dafür, dass sich Kinder, Eltern und Erzieher weiter an dem schönen Garten erfreuen können.

Was ist kirchliches Fundraising?

Das angelsächsische Wort Fundraising hat sich inzwischen auch in Deutschland etabliert. "Fund" steht für Mittel, Kapital und Geld. Im übertragenen Sinne auch für die zu findenden Schätze.  "To raise" bedeutet erheben, wachsen lassen oder einwerben. Viele Einrichtungen und Organisationen nutzen den Begriff Fundraising nur intern und nicht gegenüber Mitgliedern, Spenderinnen und Spendern. Dies erscheint solange sinnvoll, wie das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch noch wenig geläufig ist.

Was also ist Fundraising? Und zwar speziell kirchliches Fundraising?

Fundraising baut Beziehungen auf oder vertieft vorhandene Beziehungen zu Menschen, mit denen gemeinsame Werte und Visionen geteilt werden. In Kirchengemeinden dürften das zu allererst die Gemeindemitglieder sein.

Fundraising lädt ein, teilzuhaben, mitzugestalten, gemeinsame Träume wahr werden zu lassen, etwas zu bewegen, die Welt ein Stückchen weit zu verbessern. Wenn es durch die Kommunikation gelingt, Menschen für kirchliche Themen und Aktivitäten neugierig zu machen , sie dafür zu begeistern und ihre Herzen zu erreichen, dann werden diese Menschen ganz von selbst den Wunsch verspüren, mitzuhelfen. Sie möchten dabei sein und Teil eines Projektes werden. Und es – je nach ihren Möglichkeiten – unterstützen. In der Praxis bedeutet Fundraising also vor allem Kommunikationsarbeit.

Fundraising sich als Prozess, der auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt ist. Es bedeutet, Strategien und Aktivitäten zum Einwerben von Ressourcen zu planen und umzusetzen und anschließend den Erfolg zu überprüfen.

Kirchliches Fundraising will Mitglieder an die Kirche binden, ausgetretene Mitglieder zurück- und neue hinzu gewinnen. Daraus ergibt sich, das fundraising viel mit Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden zu tun hat, vom Schaukasten bis zur Homepage. Solange unser Kirchenkreis noch keinen eigenen Fundraisingbeauftragten hat, können sich die Gemienden gern an den Pastor für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsberater Ulrich Hirndorf wenden: pastor.hirndorf@freenet.de