Die Nazarenergartenanlagen
Eine Fülle von Pflanzen findet in der Bibel Erwähnung. Meist stehen sie als Symbol für christliche Werte oder sind Gleichnisse für die Beziehung zwischen Gott und Mensch. In den Beeten rund um die Nazarethkirche Twist findet der Besucher namentlich erwähnte Pflanzen, beginnend im Alten Testament bis hin zu den Evangelien. Viele Pflanzenerwähnungen entstammen aus ihrem täglichen Gebrauch, viele dienen als Symbol oder die Pflanzen kommen in der Natur vor. Es ist spannend, diesen Pflanzen nachzuspüren. Machen Sie sich auf die Reise zu den Pflanzen Palestinas zu bilblischer Zeit.
Ebenso spannend ist die Frage: Was haben 2000 Jahre Christentum mit Pflanzen zu tun? Nun: man findet sie in der Heilpflanzenkunde der Klöster: Sie gedeihen im Herbularius, dem Heilpflanzengarten im mittelalterlichen Klostergarten. Nach dem Vorbild solcher Klostergärten begegnen Ihnen die Pflanzen in unserem Garten entlang eines kreuzförmig angeordneten Weges in vier „Quartieren“. Hier finden sich in der ersten Hälfte des Gartens symbolische Pflanzen und Gewächse der Bibel, während die hinteren Beete der Klostermedizin gewidmet sind. Die heilende und berauschende Wirkung von Pflanzen stellte sie seit Alters her in den Mittelpunkt religiöser Verehrung und magischer Symbolik. Viele Pflanzen tragen aus diesem Grund den Namen von Heiligen oder kirchlichen Feiertagen und sind mit christlichen Legenden verknüpft. Auch waren es zuerst die Mönche, die Gräber mit symbolischen Pflanzen schmückten, die für Totengedenken und Ewiges Leben stehen.
„Die Sorge um die Kranken muss vor allem stehen“
war ein Leitsatz des Benediktiner Ordens. So waren es im wesentlichen die Benediktiner, die die Heilpflanzen über die Alpen zu uns brachten und die Klostermedizin begründeten. Angebaut wurden die Kräuter im Herbularius, dem Heilpflanzengarten in direkter Nachbarschaft zu Ärztehaus und Spital. In Anlehnung daran zeigt unser Garten die Pflanzen gemäß ihrer Verwendung in der Heilkunde. Der Besucher findet hilfreiche Heilpflanzen bei Atemwegserkrankungen, Verdauungsbeschwerden, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselstörungen.
“Der Herr lässt die Arznei aus der Erde wachsen, und ein Vernünftiger verschmäht sie nicht” (Sirach 38, 4)
Die Grundlagen unseres heutigen Wissens über die heilende Wirkung von Pflanzen verdanken wir den
Mönchen des Mittelalters. In unserem Garten finden sich typische Vertreter von Heilpflanzen berühmter Kirchenmänner und Frauen, die chronologisch sortiert sind und so gleichsam die zeitliche Entwicklung der Heilpflanzenkunde widerspiegeln. Beginnend mit dem Abt des Reichenauer Klosters, Walahfried Strabo 809-849, über die kräuterkundige Äbtissin Hildegard von Bingen 1098-1197, den berühmten Pfarrer Kneipp 1821-1897 bis zum Kräuterpfarrer Künzle 1857-1945 zieht sich der Faden durch die Geschichte der Klostermedizin.
Hirndorf