Kirchenkreissynode stellt Weichen für die Zukunft

Nachricht Emsland/Grafschaft, 15. November 2021

Lutherischer Kirchenkreis setzt auf konsequente Weiterentwicklung

Diakonisches Werk wird gGmbH

Am vergangenen Sonnabend tagten die Delegierten der Kirchenkreissynode des Ev.-luth. Kirchenkreises Emsland Bentheim unter den geltenden Coronabedingungen im Dorfgemeinschaftshaus Osterwald. Neben Berichten aus Kirchenkreisvorstand, Ausschüssen und Wahlen zum Synodenvorstand standen vor Allem die letztmalige Diskussion und Entscheidung zur möglichen Verselbständigung des Diakonischen Werks des Kirchenkreises ins Haus.

Bereits vor Einrichtung einer Planungsgruppe im September 2019 hatten Aufgabenbereiche sowie der damit verbundene Personalstand der Diakonie Emsland-Bentheim stetig zugenommen. Dieser Trend setzte sich bis heute fort und würde, so zeigte eine Bedarfsplanung, auch für die Zukunft maßgeblich sein. Die mit der neuen gGmbH Gesellschaftsform einhergehenden schlankeren Strukturen ließen in diesen Bereichen ein schnelleres Handeln und eine flexiblere Entwicklung zu, betonte noch einmal Dr. Bernd Brauer, Superintendent des Kirchenkreises. zu. So sollen neue Bereiche erschlossen, bestehende, gute Strukturen jedoch beibehalten werden. Dies betrifft sowohl die Verbindung zur Kirchenkreissozialarbeit als auch die Mitarbeitenden. Für diese ändert sich bis auf den Namen des Arbeitgebers nichts. Höhe des Entgelts, die Beschäftigungszeiten und alle weiteren Besitzstände für die Mitarbeitenden bleiben bestehen. Damit die neue Gesellschaft Handlungsfähigkeit erhält, werde der Kirchenkreis die Diakonie in den ersten 10 Jahren mit rund einer Million Euro pro Jahr aus Kirchensteuermitteln fördern, um alle diakonischen Aufgaben erfüllen zu können. Nach kurzer Aussprache, in der abschließend offene Fragen geklärt werden konnten, entschieden sich 37 Delegierte für die Gründung der Ev.-luth. Diakonisches Werk Emsland-Bentheim gGmbH. 13 stimmten dagegen und neun enthielten sich der Stimme. Somit ergeben sich nach zweijährigem Planungsprozess für die Diakonie, die bisher unselbstständige Einrichtung des Kirchenkreises war, neue Möglichkeiten für die Zukunft. Dorothea Währisch-Purz, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks des Kirchenkreises, zeigte sich nach der Abstimmung erleichtert: „Ich bin froh über die heutige Entscheidung. Sie sorgt dafür, dass das Diakonische Werk sich weiter entwickeln kann. Wir werden auch zukünftig qualifizierte Beratungs- und Unterstützungsangebote für Ratsuchende anbieten und mit den Kirchengemeinden zusammen neue diakonische Projekte entwickeln.“ An den Standorten diakonischer Angebote wird die neue gGmbH nichts verändern. So bleiben die Gebäude in Papenburg, Lingen, Meppen, Nordhorn und das Haus Landrien in Apeldorn erhalten. Lediglich in Meppen ist für das kommende Jahr ein Umzug von der Schützenstraße in die Bahnhofstraße geplant. Das Gebäude, welches bisher von der Deutschen Post und der Landesschulbehörde belegt wurde, ist bereits vor längerer Zeit vom Kirchenkreis aufgekauft worden (Redaktion berichtete). Es soll nun nach aktuellen Standards saniert und unter anderem mit einem Fahrstuhl versehen werden. Post-Filiale und Logistik werden im Gebäude weiterhin ihren Sitz behalten. Die oberen Stockwerke dann von der Diakonie genutzt.

Neben dieser wichtigen Entscheidung stimmten die Delegierten ebenfalls dem von Kirchenkreisamtsleiter Daniel Aldag vorgetragenen Nachtragshaushalt zu. Er beinhaltete unter anderem 120.000 € zusätzliche Bauergänzungsmittel für die 27 Kirchengemeinden. Bereits im Herbst waren durch notwendige Bauerhaltungsmaßnahmen an Gemeindehäusern, Kirchen und Pfarrhäusern durch Kostensteigerungen im Bausektor die Haushaltsmittel verbraucht. Durch die Sonderzuweisung des Kirchenkreises können nun die für 2021 geplanten und vom Bauausschuss genehmigten Maßnahmen noch fertiggestellt werden. Pastor i.R. Hartmut Giesecke von Bergh, Vorsitzender des Ausschusses für Bau- und Gebäudemanagement dankte und erinnerte für die Zukunft an einen Gebäudebedarfsplan, der in unterschiedlichen Stufen, die Zukunftsfähigkeit des Gesamtbestands in den Blick zu nehmen habe.

Superintendent Brauer gab in einem kurzen Bericht aus dem Kirchenkreisvorstand die Einstellung eines IT-Fachmanns und eines Bauingenieurs bekannt. Beide haben ihren Sitz im Kirchenkreisamt Meppen und unterstützen die Gemeinden in den benannten Bereichen. Um Unterstützung ging es auch in Zukunftsvisionen des Ausschusses für Verwaltung und Strukturen. Der stellvertretende Superintendent , Pastor Ralf Maennl stellte Ideen zu regionalen Gemeindebüros vor, um attraktivere Stellenprofile anbieten zu können. Der Ausschuss könne sich sogar die Weiterentwicklung bisheriger Gemeindesekretärinnen zu Assistenzen der Gemeindeleitung oder Geschäftsführenden der Kirchengemeinde vorstellen. Im Bereich der Bildung erläuterte Schulpastor Gernot Wilke-Ewert (BBS Lingen) die Idee der Landeskirche und des Bistums Osnabrück, gemeinsam an einem Modell für einen christlichen Religionsunterricht zu arbeiten. Am 28. Februar wird es dazu eine Tagung im Kloster Frenswegen geben. Uli Meyer-Spethmann forderte für den Umweltausschuss der Synode die Delegierten auf, eine Resolution zum Thema Atommüllendlagerstandort zu verfassen. Bei den 54 möglichen Standorten seien auch Gebiete im nördlichen Emsland und in der Grafschaft dabei. Dem Ausschuss gehe es dabei um eine kritische Begleitung des Verfahrens und darum, die Menschen in ihren Sorgen nicht allein zu lassen. Eine gemeinsame Resolution der Februarsynode könne dann an den landeskirchlichen Ausschuss weitergeleitet werden als Stellungnahme des Lutherischen Kirchenkreises. Die abschließende Redezeit der Synode stand Amtsleiter Daniel Aldag zu. Er verabschiedete sich damit von den Delegierten, da er zum Ende des Jahres an die Carl von Ossietzky Universität nach Oldenburg wechseln wird. Er dankte für die vielfältig vertrauensvolle und kreative Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Gremien in den über 10 Jahren seines Dienstes im Kirchenkreisamt und gab abschließend eine Einschätzung für die Zukunft ab: “Die Aufwendungen steigen schneller als die Erträge in unserem Kirchenkreis. Damit sinkt die Flexibilität. Die Pandemie, die noch längst nicht ausgestanden ist, könnte hier noch beschleunigend wirken. Es gilt also konsolidierend zu arbeiten, Schwerpunkte zu suchen und Profile zu verstärken. Was fördern wir?“ Bei allem, so Kirchenrat Aldag sei es hilfreich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Noch seien im Kirchenkreis Zeit und finanzielle Ressourcen vorhanden. Brachiale Änderungen nicht nötig. Er wünschte seinem Nachfolger oder Nachfolgerin eine gute Hand bei in der Begleitung zukünftiger und gegenwärtiger Herausforderungen. Die Delegierten verabschiedeten sich mit langanhaltendem Applaus von „ihrem“ Amtsleiter und erhoben sich von ihren Sitzen, eine Ehre, die Verwaltungsspitzen wahrscheinlich höchst selten zuteil wird. Das betonte zum Ende der Tagung auch der frisch wiedergewählte Kirchenkreissynodenvorsitzende Michael Rilke (Nordhorn), der den Dank nocheinmal in Worte und Blumen fasste. In der Synode waren außerdem in den Vorstand gewählt worden: Ulrike van der Ven (Meppen), P.Thorsten Jacobs (Dalum/Twist), Henning Kammer (Nordhorn) und Melanie Martens (Haselünne).

Ulrich Hirndorf